Wissenswertes zu Johann Faller
Johann Faller dürfte mit Abstand der Zeller Bürger gewesen sein, der für die Entwicklung der Stadt und den Wohlstand ihrer Bürger die größten Leistungen erbracht hat. Sein Zeitgenosse Peter Montfort war es, der in einer „Circularschrift“ zur Errichtung eines „Faller-Denkmals“ die einmaligen Leistungen und Verdienste diese sozial gesinnten Zeller Bürgers der Nachwelt überliefert hat.
Johann Faller, geboren 1807 als Sohn des Ochsenwirtes in Todtnau, erwarb sich in jungen Jahren bei Benedikt Faller in Todtnau seine ersten Fachkenntnisse im Textilgewerbe. Im Elsaß und in Lyon bildete er sich weiter und lernte dabei auch Marie Joseph Jacquard kennen, den Erfinder des nach ihm benannten Websystems, das er nach Beginn seiner verantwortlichen Tätigkeit im Jahr 1831 in den Köchlin´schen Handweberei einführte.
1841 gründete er ein Ladengeschäft, das unter Veränderungen der Produkte bis heute von seinen Nachkommen an verschiedenen Orten betrieben wird. 1847 gründete er mit anderen die Lesegesellschaft im „Löwen“. Zur gleichen Zeit bemühte er sich den ersten Arzt in Zell zu etablieren, dem er zehn Jahre lang eine freie Wohnung in seinem Haus gewährte. Durch den Kauf des Hauses in der Stadtmitte, der späteren Stadtapotheke, gelang es ihm, durch den Apotheker Seubert im Jahre 1846 die erste Apotheke in Zell einzurichten. Das Haus verkaufte er dem Apotheker 1850 zum Ankaufspreis.
Der Bürger, der für die Entwicklung der Stadt und den Wohlstand ihrer Bürger die größten Leistungen erbracht hat.
Die Einrichtung der ersten Poststelle und die wöchentliche Fahrt eines „Omnibusses“ nach Basel sind seiner Initiative zu verdanken. Dem Zeller Musik- und Gesangsverein ließ er immer wieder seine Unterstützung angedeihen. Die Einrichtung der ersten „Fabrik-Sparcasse“ ist ihm zu verdanken. Für das Blühen der Stadt sorgten J. Faller und Bürgermeister Thoma durch eine Kirschbaumpflanzung bei der Faller die ersten 1.000 Bäume spendete. 1860 beteiligte er sich an der Gründung des Spitalfonds und war danach zehn Jahre Verwalter des Spitals, dem er jährliche Schenkungen, vor allem an Fahrnissen zukommen ließ.
Die Gründung der ersten Feuerwehren in Oberbaden, dem „Zeller Pompiercorps“, dessen Mitglied er war, entsprang seinem Sinn für das Notwendige. Freude machte es ihm - so schrieb Montfort- einem armen Fabrikarbeiter zu einem eigenen Häuschen zu verhelfen. Er unterstützte solche Leute durch kleine Kapitalgaben, deren Rückzahlung nach gegebener Möglichkeit erfolgte. Verschiedene Familien verdankten ihm ihre eigene Wohnung. Das sogenannte „Actienad“ war sein Werk. Manche Leidende soll in dem dortigen Solbädern Linderung von Ihren Leiden gefunden haben. Die im Jahre 1863 erfolgte Gründung des Gewerbeschulfonds unterstützte Faller mit dem größten Zuschuss aller Sponsoren. Er half bei der Errichtung der Gewerbeschule und war lange Mitglied des Ortsschulrates.
Seine Tätigkeit als Abgeordneter der II. Badischen Kammer bot ihm Möglichkeiten zugunsten seiner engeren Heimat tätig zu sein. Mit Petitionen und persönlicher Einflussnahme bewirkte er 1847 den Bau der neuen Wiesentalstraße zwischen Mambach und Wembach. Auch die Straße über den „Notschrei“ war unter anderem seinen Bemühungen zu verdanken. Hinsichtlich der Straße von Mambach nach Todtmoos schrieb Peter Montfort in seinem „Circular“ wörtlich: „Die Erstellung der neuen Passstraße von Happach bezw. Mambach nach Todtmoos über „St. Antöni“ ist einzig seinem Wirken, seiner Beharrlichkeit und Opferwilligkeit zu verdanken. Nachdem die betreffende Gemeinde den Beschluss gefasst hatten, das Unternehmen fallen zu lassen, auf den zugesicherten Staatszuschuss von 12.000 Gulden zu verzichten und die bereits entstandene Projectkosten mit über 800 Gulden zu bezahlen, weil sie das zum Straßenbau nöthige Privateigenthum nicht beschaffen wollten, entschloß sich Faller, den interessierten armen Gemeinden die Wohltat diese Verkehrsmittels aufzudrängen, indem er das betreffende Gelände mit 2.000 Gulden aus eigenen Mitteln erwarb.“
Die anfänglich erfolglosen Bemühungen um die Errichtung der Eisenbahnlinie Schopfheim-Zell unterstützte Faller durch Bezahlung der Projektierungskosten. Er war selbstverständlich Mitglied des Bahnkomitees und durfte nach langjährigem Mühen und Streben die Eröffnung der Bahnstrecke am 05. Februar 1876 verwirklichen.
Zum Schluss seines von sozialem Sinn und Mühen um das Wohl der Heimat getragenen Lebens machte er vor seinem Hinscheiden noch folgendes Vermächtnis.
Der Gemeinde Zell
Zum Spitalfond 4.000 Mark
zum Gewerbeschulfond 1.000 Mark
zum Armenfond 800 Mark
zum Volksschulfond 2.000 Mark
zum Kirchenfond 800 Mark
Den Gemeinden Häg und Ehrsberg
zum Armen-, Kirchen- und Schulfond 1.000 Mark pro Gemeinde
Ausstellungen & Museen
Museen und Ausstellungen der Stadt Zell im Wiesental.